Robin Hood und die Aktienbörsen

von
Andreas Liebhart
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Die Geschichte von Robin Hood ist ein Klassiker. Der edle Held nimmt von den Reichen und gibt den Armen. Was wäre aber, wenn Robin Hood die Seiten wechselte? Das ist scheinbar im Januar 2021 passiert. Private Banking Betreuer Ernst Hilbrand erzählt uns die Einzelheiten.

Was ist im Januar geschehen?

Ich muss nur das Wort "Gamestop" sagen und viele wissen, was gemeint ist.

Die Aktie der Computerspiel-Handelskette Gamestop erlebte einen Kursanstieg von 20 US-Dollar (12. Januar 2021) auf über 480 US-Dollar (28. Januar 2021).

Hedgefonds hatten in der Hoffung auf fallende Kurse massive Leerverkäufe der Gamestop Aktie getätigt. Man spricht dabei vom "Shorting" einer Aktie. Diese Leerverkäufe beliefen sich auf eine Menge vom drei- bis fünffachen der verfügbaren Aktien. 

Auf der anderen Seite steht r/WallStreetBets auf der Social Media Plattform Reddit. Diese Reddit-Gruppe hat ca. 7 Millionen Nutzer. Anfang Januar 2021 begannen die Nutzer auf die Gamestock Aktien aufmerksam zu werden. Den ersten Aktienkäufen und den damit steigenden Gamestop-Kursen folgten immer mehr Käufer.

Wenn das Angebot gleich bleibt und die Nachfrage steigt, dann steigt der Preis. Kleinanleger sahen eine Möglichkeit, schnell Geld zu verdienen und gleichzeitig versuchten Hedgefonds, ihre Short-Positionen glattzustellen. Das führte zu dem erwähnten Kursfeuerwerk.

Von einem Hedgefonds ist bekannt, dass er dadurch in finanzielle Gefahr geriet und 2,75 Mrd. US-Dollar als Überlebensspritze brauchte.

Und wie spielt Robin Hood da mit?

Robinhood Markets, Inc. ist einer der sogenannten Neobroker. Der Handel über seine Online-Plattformen (Apps, Website) ist gratis, dafür verkauft Robinhood die User- und Transaktionsdaten unter anderem an Hedgefonds. Das ist wieder ein eigenes Thema.

Mitten im Kursfeuerwerk beschränkte Robinhood (und andere Neobroker) den Handel mit Gamestop Aktien und ließ nur noch Verkäufe zu. Die Nutzer interpretierten das als einen Wechsel "auf die dunkle Seite", bedeutete es doch, dass keine Käufe mehr getätigt werden konnten und dadurch auch der Aktienkurs nicht mehr stieg. Wie das im Hintergrund bei den Brokern abgelaufen ist, wird nun von Justiz und dem amerikanischen Kongress untersucht.

Eine klassische Geschichte von Gut gegen Böse also?

Anfangs wurde es so verkauft. Diese Geschichte des Aufbegehrens des kleinen Mannes, von "Mainstreet gegen Wallstreet" ist auch zu verlockend, um nicht erzählt zu werden. Dass dabei Robinhood zu den vermeintlichen Bösen zählt, gibt ihr einen besonderen Pfiff.  Im Rückblick sieht aber keiner der Akteure auf beiden Seiten wirklich gut aus.

Wie ging es dann weiter?

Die Blase platzte und der Aktienkurs fiel auf Werte von zwischen 40 und 50 Euro. Diejenigen, die den Ausstieg zur richtigen Zeit gefunden hatten, machten hohe Gewinne. Im Extremfall verloren die Anleger, die den Ausstieg verpassten über 90% ihres Geldes. Einige wenige haben viel Geld verdient, ein Hegdefonds hat sich ein blaues Auge geholt, viele andere Markteilnehmer blieben auf ihren Verlusten sitzen. Das Vertrauen in die Neobroker ist angeschlagen. Am Ende gibt es mehr Verlierer als Sieger dieser "Börsenschlacht".

Geldanlegen ist ein Marathon, kein Sprint.

Ernst Hilbrand, Private Banking Betreuer der Raiffeisenbank Im Rheintal
Ernst Hilbrand, Private Banking Betreuer

Die Moral von der Geschichte?

Geldanlegen ist ein Marathon, kein Sprint. Was wir da bei Gamestop gesehen haben, ist reine Spekulation. Es gab Leute, die haben ihr gesamtes Vermögen inklusive Pensionsvorsorge in Gamestop Aktien gesteckt und haben nun nichts mehr.

Wenn man etwas "Spielgeld" auf der Seite hat, dann kann man probieren, an dem einen oder anderen "Sprint" teilzunehmen, um im Bild zu bleiben. Für die langfristige Geldanlage muss ich aber die Marathondistanz gehen.

Was raten sie Anlegern?

Es kommt auf die Wünsche und Bedürfnisse des einzelnen Anlegers an. Wir stimmen unser individuelles Angebot dann darauf ab. Das geht von der einfachen Fondsansparung bis hin zur Raiffeisen Vermögensverwaltung. Wir ermitteln die Wohlfühlbalance der Kunden. Kurse von Wertpapieren können steigen  und fallen, es besteht ein gewisses Risiko. Wie viel Risiko ein Anleger nehmen möchte, hängt von jedem Einzelnen selber ab.

Sprechen Sie einfach Ihren Berater in der Raiffeisenbank Im Rheintal an. Gerne beantworten wir alle Ihre Wertpapierfragen und stellen eine passende Anlagestrategie für sie zusammen.

Danke für die interessanten Einblicke.

Wichtige Hinweise

Werbung. Es wird ausdrücklich darauf hingewiesen, dass Veranlagungen in Finanzinstrumente dem Risiko von Kursschwankungen bzw. Kursverlusten ausgesetzt sind. WILL, die digitale Vermögensverwaltung von Raiffeisen, veranlagt an den internationalen Geld- und Kapitalmärkten und unterliegt damit marktbedingten Kursschwankungen. Je nach Veranlagungsstrategie ergeben sich unterschiedliche Chancen- und Risikoprofile. Die im Interview angeführten Informationen sind unverbindlich und ersetzen kein Beratungsgespräch. Sie dienen ausschließlich Informationszwecken und stellen weder ein Angebot noch eine Kauf- oder Verkaufsempfehlung oder eine Anlageanalyse bzw. Finanzanalyse dar. Die enthaltenen Angaben basieren auf dem Wissensstand und der Markteinschätzung der mit der Erstellung betrauten Personen zum Zeitpunkt der Ausarbeitung und können daher künftigen Änderungen und Ergänzungen durch die Raiffeisenbank unterliegen. Es wird keinerlei Haftung für die Aktualität, Richtigkeit und Vollständigkeit der angegebenen Daten übernommen. Informieren Sie sich vor dem Erwerb von Finanzinstrumenten über die damit verbundenen Chancen und Risiken bei Ihrem Wertpapierberater. Druckfehler vorbehalten. Stand März 2021

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