Welthandball in Dornbirn

von
Silvia Raggl
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Anlässlich des SSV Sponsorenevents am Dienstag, dem 16. Oktober bei uns im Raiffeisenforum Friedrich Wilhelm haben wir uns mit Ausra Fridrikas zu einem Interview getroffen.

Wer ist Ausra Fridrikas? Noch nie gehört?

Seit Jänner 2018 ist mit Ausra Fridrikas eine ehemalige Welthandballerin und Weltmeisterin Trainerin beim SSV Dornbirn Schoren. Als größter Damenhandballverein Österreichs setzt der Dornbirner Verein ausschließlich auf eigene Nachwuchsspielerinnen und verzichtet bewusst auf Legionäre. Das Ziel des Vereins ist es, langfristig die Nummer 1 im Damenhandball in Österreich zu werden. Die Vision für die Zukunft: Erfolgreich im Europacup und der Champions League.

Ihren Werdegang, das Besondere an der Sportart Handball und warum es der SSV Schoren geworden ist, lesen Sie im Interview.

 

Handball ist eine komplette Sportart, die den ganzen Athleten fordert.

Ausra 850
Cheftrainerin Ausra Fridrikas

Wie kommt man von Litauen nach Dornbirn?

Das ist ein langer Weg. Mit 14 habe ich mit dem Handballsport begonnen, mit 17 spielte ich das erste Mal in der russischen Nationalmannschaft und wurde 1990 mit diesem Team Weltmeisterin. Die nächsten Jahre waren nicht einfach. Der Zerfall der Sowjetunion und das Streben der einzelnen Staaten nach Souveränität führten teilweise zu blutigen Auseinandersetzungen. Nachdem die baltischen Staaten eigenständig geworden waren, trat ich dann auch für die litauische Nationalmannschaft an. Mein Blick ging da aber schon in Richtung Ausland und nach Österreich, weil ich dort die besseren Möglichkeiten sah, meine sportlichen Ziele zu verwirklichen. 1995 nahm ich die österr. Staatsbürgerschaft an und war über 130 Mal mit dem österr. Nationalteam im Einsatz. Im Jahr 2007 habe ich meine aktive Karriere beendet, aber der Sport hat mich nie los gelassen. Nach dem Engagement als österr.  Nationaltrainerin und der Leitung des Nachwuchsteams „Projekt 2020 Österreich“ bin in nun seit Anfang 2018 in Dornbirn beim SSV Schoren.

Was ist das Besondere am Handball?

Handball ist eine komplette Sportart, die den ganzen Athleten fordert. Gleichzeitig benötigen die Spielerinnen eine hohe Spielintelligenz. Der Wechsel zwischen Angriff und Verteidigung erfolgt blitzschnell, da ist körperliche Höchstleistung und auch geistige Fitness gefragt. Für Zuschauer ist Handball aufgrund der Schnelligkeit, der raschen Wechsel und der hohen Toranzahl sehr attraktiv.

Was braucht eine gute Handballerin?

Im Handball muss man einen  Spagat zwischen Selbstinteresse und Teamgeist hinbekommen. Talent ist zwar wichtig, aber Talent alleine ist nicht genug. Es braucht einen Hunger nach Erfolg, das Streben, sich selber immer weiter zu pushen aber auch den Respekt vor den Teamkolleginnen. Die Charakterstärke der Spielerinnen ist ebenfalls ein wichtiger Punkt. In Fall des SSV Schoren kommt noch dazu, das unsere Spielerinnen Handball nicht hauptberuflich spielen. Diese zusätzliche Belastung haben die Kollegen der Männerteams aus Bregenz und Hard zum Beispiel nicht.

Warum der SSV Schoren?

In Dornbirn fühle ich mich wohl, ich werde respektiert und bekomme positives Feedback. Zusätzlich gefällt mir der Weg, denn der SSV Schoren mit seinen Spielerinnen gehen möchte. Der Verein setzt auf Eigenbauspielerinnen und macht daher eine sehr gute Jugendarbeit. Langfristig ist es unser Ziel, uns als Top-Damenteam in Österreich zu etablieren. Daraus folgt die Vision, in Zukunft auch international im Europacup und in der Champions League bestehen zu wollen und zu können.

Was fehlt noch, um diese Ziele zu erreichen?

Die Grundvoraussetzungen auf Spielerinnenebene sind da. Mit konsequenter Nachwuchsarbeit können wir da viel erreichen. Dazu braucht es qualifizierte Trainerinnen. Es mangelt vor allem in den Bereichen Ressourcen und Infrastruktur. Während zehn Wochen im Jahr können wir aufgrund der Messe unsere Trainingshalle nicht nutzen und müssen Alternativen finden. Das macht es schwierig, professionell zu arbeiten. Zusätzlich muss es für unsere Spielerinnen langfristig den Weg vom Halb- zum Vollprofi geben und das erfordert höhere Budgets und vor allem Investments durch Sponsoren.

Danke für das Gespräch!