Dornbirner Schachnachwuchs
Das Dornbirner Schachtalent Leopold Wagner war im September bei der Jugend-WM in Durban/Südafrika im Einsatz. Leopold hat sich toll geschlagen und holte in 11 Spielen 5 Punkte. Wir haben die Reise nach Südafrika finanziell unterstützt und Leopold hat uns dafür einige Fotos und seine Tagebucheinträge geschickt, die wir in dieser Stelle gerne veröffentlichen:
Samstag 20.9.2014
Am Vormittag musste ich erst mal ins Meer springen. Es ist zwar hier noch nicht richtig Sommer, doch das wollte ich mir nicht entgehen lassen. Der Strand ist absolut spitze. Am Nachmittag wurde es dann ernst.
Zuerst gab es eine feierliche Eröffnung und um 17 Uhr war es soweit: Runde 1 bei der Jugendweltmeisterschaft stand auf dem Plan. Es war für mich der perfekte Start mit zweifachem Gewinn, ich habe einen Punkt geholt und in meinem heutigen Gegner einen Freund gefunden: Das Foto zeigt mich mit Brandt Huisamen aus Südafrika.
Sonntag 21.9.2014
Heute ist ein harter Tag mit zwei Partien: Runde 2 gegen Safine Benyahia aus Algerien konnte ich locker gewinnen. Runde 3 gegen Michael Deng Yu Dong aus Hongkong musste ich meine erste Niederlage einstecken. Ja das gehört auch dazu.
Das Turnier findet statt im International Convention Center ICC. Das ist ein sehr moderner Bau, erinnert mich ein wenig an die Messe Dornbirn. Dort ist es ruhig und sauber. Leider kann man das nicht vom Rest von Durban sagen.
Montag 22.9.2014
Der Vormittag war heute frei. Das habe ich genutzt um das Wahrzeichen von Durban, das Moses Mabhida Stadion, eine Arena der WM 2010 zu besichtigen. Cool, da kann man mit einer Bahn auf den Bogen, der sich über das Stadion spannt, ganz nach oben fahren. Der Ausblick über ganz Durban ist fantastisch. Leider sollte es auch in der Runde 4 gegen Yesuntumur Tugstumur aus der Mongolei nicht klappen. Manchmal ist einfach der Wurm drin.
Dienstag 23.9.2014
Der heutige Tag stand ganz im Zeichen von Schach, je eine Partie am Vormittag und am Nachmittag. Das ist sehr anstrengend. So eine Partie kann schon gut 3-4 Stunden dauern, dazu kommt noch die Nachbereitung mit dem Trainer, also schauen, welche Möglichkeiten und Gefahren es noch in diesem Spiel gegeben hätte. An so einem Tag kommen dann locker 8 Stunden Denkarbeit zusammen. Das kann ziemlich erschöpfend sein.
Es war mein amerikanischer Tag, beide Gegner kamen aus den USA. Runde 5 gegen Nico Chasin konnte ich noch sicher gewinnen. In der Runde 6 habe ich gut gekämpft aber leider ist mir im Endspiel ein Fehler passiert. Im Schach ist es wie im Abfahrtsrennen, eine kleine Unkonzentriertheit, ein kleiner Fehler bedeutet sehr oft praktisch schon das Aus.
Morgen ist der freie Tag, wir werden eine Safaritour unternehmen.
Mittwoch, 24.9.2014
Die Hälfte ist geschafft, daher war heute der freie Tag. Viele nutzen den, um weiter zu trainieren. Ich habe mich entschieden, etwas von Südafrika zu sehen. Mit dem Bus ging es am Vormittag in ein Zulu-Dorf. Dort konnten wir etwas über die traditionelle Lebensweise der Menschen erfahren und es wurden ihre Tänze vorgeführt. So fröhliche Menschen!
Anschließend haben wir einen Reptilienpark besucht. Wow, so nah dran! Meine Lieblinge sind das Krokodilpaar Ramses und Kleopatra. Ramses ist bereits 93 Jahre alt und hat sich eine junge Frau gesucht, Kleopatra ist erst 40. Wie fühlt sich eine Schlange an? Kühl und glatt. Ein wenig komisch war mir schon dabei, mir das niedliche Tier mal umhängen zu lassen, aber ich wollte dies Chance nutzen.
Am Nachmittag dann der Höhepunkt des Ausflug: Tala Game Resort. Die Tiere in der Savanne Afrikas beobachten ist sehr beeindruckend. Giraffen, Zebras, Hippos, Nashörner, Gnus, Impalas und viele mehr zum Greifen nah.
Donnerstag, 25.9.2014
Bevor es heute Nachmittag mit Schach weitergeht, nutze ich den schönen Tag zum Baden. Das Spaßbad Wet’n wild ist nur einen kurzen Strandspaziergang entfernt. Viele Rutschen, schnelle, lange, kurvenreiche. Platsch”! Erfrischung pur!
Nebenan gibt es ein großes Aquarium, das uShaka Marine World. Dort habe ich mir die wunderschöne Unterwasserwelt angesehen. Meeresschildkröten, Haie, Quallen, Seesterne und noch viel mehr gibt es zu bestaunen. Runde 7 steht an: mein Gegner heißt Susal De Silva Lokumannanga und kommt aus Sri Lanka. Zunächst komme ich etwas unter Druck und verliere 2 Bauern. Dann kann ich aber einen zurückholen und habe etwas Angriff. Schließlich einigten wir auf ein Remis, ein halber Punkt für beide.
Freitag, 26.9.2014
Für die Auswahl des Ausflugsprogramms von heute war Mama dran: Der botanische Garten. Am Ende war es dann doch gar nicht so langweilig. Ich habe viele Pflanzen gesehen, die wir zuhause als Babys als Zimmerpflanzen haben aber im warmen Klima von Durban riesige, tolle Kletterbäume werden. Außerdem: Wer kennt einen Affenbrotbaum oder hat ihn gar schon mal umarmt? Der Kleine Prinz von Antoine der Saint-Exupéry hatte auch einen davon auf seinem Asteroiden und sagte “Affenbrotbäum beginnen damit, klein zu sein, bevor sie groß werden”. Schaut ihn mal an, meinen Affenbrotbaum. Ich werde nun immer an ihn denken, wenn ich mich mal klein fühle.
Runde 8: Ein langer Kampf gegen Justin Friedlander aus den USA, über 4 Stunden, der am Ende Remis endet, unentschieden also. Das ist mir ein Fehler unterlaufen, aber ich habe dann wie ein Löwe gekämpft, um noch das Remis zu halten. Das war eindeutig positiv.
Samstag, 27.9.2014
Am Vormittag haben wir das Port Natal Maritime Museum besucht. Neben der Geschichte des Hafens erfährt man dort auch viel über den Walfang in der Vergangenheit. Zum Glück gibt es das heute nicht mehr, aber es spielte mal eine wichtige Rolle für Durban. Wunderbar, in diesem Museum darf man überall hochklettern und alles anfassen.
Runde 9: Mein Gegner heißt Liu Kangrui und kommt aus China. Wie in vielen Sportarten gelten die Chinesen auch im Schach als sehr stark. Das Turnier nähert sich dem Ende. Bei vielen Spielern zeigt sich die Erschöpfung ganz deutlich. Auch ich bin davon betroffen. 40 Züge spiele ich fehlerfrei, habe leichten Vorteil und plötzlich mache ich einen Fehler, der nicht mehr ausgleichbar ist. Leider verloren.
Sonntag, 28.9.2014
Regenwetter und Sonntag in Durban ist eine ziemlich langweilige Sache. Da beleibt einem nicht viel was man tun kann. Aber meine Mama hatte mal wieder eine gute Idee. Wir sind in einem coolen Cafe eine Limonade trinken gegangen, in dem es Regenbogenkuchen gab. Habt ihr sowas schon mal gesehen? Naja, geschmeckt hat er ganz normal, aber fast zu schade zum essen.
Runde 10: Endlich ist mir mal wieder ein richtiger Sieg gelungen. Gegen Zander van Wyngard aus Südafrika habe ich einen ganzen Punkt geholt.
Montag 29.9.2014
Runde 11 bereits am Vormittag gegen Christopher Lim aus Australien. Es hat leider nicht sein sollen. Hier finde ich leider bereits in der Eröffnung nicht die richtigen Züge und komme gar nicht richtig ins Spiel, so dass ich am Ende dass Turnier mit 5 aus 11 Punkten abschliesse. Ein wenig mehr wäre schon schön gewesen, aber es war trotzdem toll, einmal dabei gewesen zu sein bei einer Jugend-Weltmeisterschaft. Morgen starten wir wieder Richtung Heimat und kommen am Mittwochmorgen zurück.