Dornbirn und der Erste Weltkrieg

von
Silvia Raggl
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Am 2. Juli wurde der neueste Band der „Dornbirner Schriften“ im Raiffeisenforum Friedrich Wilhelm interessierten Dornbirnerinnen und Dornbirnern präsentiert. Er handelt von der Rolle der Frau im Ersten Weltkrieg am Beispiel der Stadt Dornbirn bis zu Originaltexten aus der Feldpost. Herausgegeben wurde die Dornbirner Schriften Nr. 48 von Werner Matt und Harald Rhomberg vom Stadtarchiv Dornbirn.

Dornbirn und der Erste Weltkrieg

Künftige Generationen werden sich Gedanken machen über Personenreihen auf Fotos, die derzeit während Covid-19 entstehen.

Auch mehr als hundert Jahre später geben Bilder Aufschluss darüber, warum sie so gemacht wurden und was sie über den Ersten Weltkrieg vermitteln. Der geschulte Blick des Historikers auf alte Fotos kann ihnen wertvolle Informationen entnehmen. Im neu erschienen Band der Dornbirner Schriften 48 „Dornbirn und der Erste Weltkrieg“, teilt Stadtarchivar Werner Matt seine Erkenntnisse mit der Leserschaft. Dass außerdem drei weitere Autoren – Thomas Albrich, Peter Tschernegg, Philipp Wittwer und die Autorin Elke Tschann – ihre Beiträge zu dem Thema erarbeiteten, macht das 252 Seiten umfassende Werk zur spannenden Pflichtlektüre für alle an der lokalen Geschichte interessierten Dornbirnerinnen und Dornbirner.

Die Rolle der Frau im Ersten Weltkrieg

Elke Tschann analysiert die herausfordernde Rolle der Frau im Ersten Weltkrieg am Beispiel der Stadt Dornbirn. Frauen waren nicht nur Mütter, Ehefrauen, Verlobte oder Schwestern. Sie trugen beinahe über Nacht die Hauptlast der Familienversorgung, waren billiger Arbeitskräfteersatz und hatten als Familienoberhaupt Entscheidungen zu treffen. Nach dem Krieg kämpften Witwen und Frauen von Kriegsgefangenen mit ihren Familien weiterhin ums Überleben. Später mussten viele Frauen ihre neuen Arbeitsbereiche wieder zugunsten der Männer räumen.

Die Bilder vom Krieg

Werner Matt beschäftigt sich mit der visuellen Überlieferung und damit, wie, wo und warum Bilder vom Krieg gemacht und eingesetzt wurden. Kurz vor dem Beginn des Krieges hatte Kodak eine erste Pocketkamera auf den Markt gebracht. Diesen Knipser-Bildern stehen zwei Dornbirner Amateur-Fotografen, Dr. Franz Bertolini und Franz Beer, gegenüber, die jeweils eigene Bildwelten aus dem Krieg mitgebracht haben.

Warten auf die Feldpost

Thomas Albrich verfügt aus familiärer Quelle über die sehr umfangreiche Feldpost des Webermeisters Josef Albrich aus dem Hatlerdorf. Die Nachrichten des Landesschützen und späteren Kaiserjägers machen seinen Alltag ein Stück weit erlebbar, während das tägliche Leben in Dornbirn durch die vielen Anweisungen an seine Frau sichtbar wird.

Peter Tschernegg schildert ebenfalls anhand von Feldpostbelegen und Archivdokumenten das Schicksal des Apothekers Ladislaus Ruzicka, Inhaber der Adler-Drogerie am Marktplatz.

Philipp Wittwer hat die Erinnerung der Gastwirtin Ida Wehinger aus den Jahren 1914/15 ediert. Von ihr erfahren wir, wie es ist, immer auf das nächste Lebenszeichen des Sohnes zu warten, „aber großer Jammer ist dann, wo jede Nachricht ausbleibt“, bis im Jänner 1915 die Nachricht von seinem Tod eintrifft.

Grafiker Reinhold Luger hat aus fünf einzelnen Beiträgen einen einheitlichen Band gestaltet, Philipp Wittwer und Harald Rhomberg sorgten für die Bildrecherchen.

© Ralph Hämmerle, Amt der Stadt Dornbirn